Seit dem 13. Oktober 2013 bereichert eine neue Orgel der Claudius Winterhalter Orgelbau die Johanniskirche. Sie hängt als „Schwalbennest“ vor der Turmwand. Aus ästhetischen und architektonischen Gründen musste der Korpus nicht nur aufwendig und dennoch Substanz schonend konzipiert, sondern auch möglichst kompakt und flach gehalten werden. Mit nur 21 m3 baulicher Masse, verteilt auf 5.70 m Höhe und 2.00 m maximaler Tiefe, konnte dieses Ziel ohne orgelbauliche Nachteile erreicht werden. Das Rückgrat bildet ein zurückhaltend bemalter „Orgelkasten“ in Form eines Schuhkartons im Hochformat, unter dem sich die Stahlkonstruktion des Tragekäfigs und das gesamte Orgelwerk verbirgt. Auf dieser Grundlage wurde das plastische Prospektbild gestaltet. Im Gehäusekasten unterhalb der Prospektpfeifen befinden sich Windmaschine, Balganlage und die Wellaturen der nach unten umgelenkten Mechanik von Hauptwerk und Pedal.
Eine Besonderheit stellt die Positionierung des Organisten dar. Vom Kirchenraum aus wird man ihn vergeblich suchen. Er sitzt rechts von der Mitte in der Mitteletage des hängenden Orgelgebäudes. Der Blickkontakt zum Altar wird mit Kamera und Bildschirm hergestellt. Einen direkten Blick gibt es durch ein Fenster in der Tür zum unteren Pfeifenwerk. .
Die neue Orgel ist ein durch und durch gestaltetes Kunstwerk. Die Wellen des nahen Wassers der Flüsse Rhein und Lahn werden mehrdimensional im Pfeifenprospekt aufgegriffen. Mit den Fischen präsentiert die Orgel auch ein urchristliches Zeichen. Knapper Platz, vor allem jedoch die extrem kleine Grundfläche, geboten eine äußerst ökonomische Disposition: 16 Register netto, dazu ein Vorabzug und vier Transmissionen sowie eine zusätzliche Koppel II / I Sub. Dieser bescheidene und scheinbar unspektakuläre Fundus erlaubt jedoch eine verblüffende musikalische Vielfalt, zumal in dem akustisch dankbaren Raum der Johanniskirche. Die Intonation ist auf solistische Qualitäten der einzelnen Register ebenso ausgelegt wie auf ihre Mischfähigkeit. Bereits wenige Stimmen genügen, um die Liturgie abwechslungsreich zu gestalten und den Gemeindegesang sicher zu führen. Und als Konzertinstrument von begabter Hand gespielt, kann diese Orgel für Furore sorgen.
Weitere Informationen erhalten bei Orgelbau Winterhalter.